針灸 Akupunktur 

(chin. zhen jiǔ) ist die gezielte Beeinflussung von Körperfunktionen. Sorgsam ausgewählte Punkte der Körperoberfläche werden mit Akupunkturnadeln aktiviert. Die Akupunkturpunkte befinden sich nach traditioneller chinesischer Vorstellung auf Energieleitbahnen, die auch Meridiane genannt werden. Das Stimulieren dieser Punkte bewirkt eine Aktivierung von Selbstheilungs- und Regulationsprozessen des Körpers. Hierdurch können Funktionsstörungen, die sich in Krankheiten oder Missempfindungen äußern, behoben werden.

Die verwendeten Nadeln sind heutzutage scharf geschliffene, feinste, sehr dünne sterile Einmalnadeln, die man nicht mit z.B. den viel dickeren Kanülen vergleichen kann, die etwa bei Impfungen oder Blutentnahmen verwendet werden.

In meiner Praxis verwende ich mehrere Arten der Akupunktur.

Arten der Akupunktur

  • Chinesische Körperakupunktur
  • Chinesische und französische Ohrakupunktur
  • Koreanische Handakupunktur
  • verschiedene Formen der Schädelakupunktur

Die Methoden werden je nach Patient und Erkrankung ausgewählt und auch kombiniert. Das Indikationsspektrum, wann man Akupunktur anwenden kann, ist wesentlich weiter als von den meisten angenommen. Der Vorteil gegenüber der westlichen Schulmedizin liegt vor allem darin, dass nahezu keine schädlichen Nebenwirkungen auftreten. Außerdem kann sie bei Erkrankungen, für die es derzeit keine schulmedizinische wirksame Therapie gibt, eingesetzt werden.

Was tut der Arzt?

Basis der Therapie ist auch bei Akupunktur eine Diagnose. Für diese ist eine Befragung (Anamnese) und Untersuchung des Patienten notwendig. Hinzu kommt eine spezielle Untersuchung des Pulses (chinesische Pulsdiagnostik) und der Zunge des Patienten (Zungendiagnostik). Dies führt zu einer chinesischen Diagnose. Auf dieser Grundlage entwickelt der Arzt ein auf den Patienten und seine Beschwerden abgestimmtes Akupunkturprogramm. Im Folgenden werden die Punkte aufgesucht und mit ausgewählten, sterilen Einmalnadeln gestochen. Die Nadeln werden je nach Erkrankung wenige Minuten bis etwa eine halbe Stunde belassen und dann entfernt. Es gibt aber auch Dauernadeln, die sehr kurz sind, so dass sie im Alltag nicht stören und mehrere Tage belassen werden können. Anwendung finden diese beispielweise bei der Raucherentwöhnung oder Esssucht. Abhängig vom Therapieerfolg wird in den folgenden Sitzungen das Programm erneut gestochen oder verändert.

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Geschichte

Die Akupunktur wurde vor mindestens 4000 bis 5000 Jahren von chinesischen Ärzten entwickelt. Vor 2300 Jahren findet sie eine erste schriftliche Erwähnung im Huang Di Nei Jing, dem Gelben Kaiser. Dieses Buch stellt eine Sammlung des medizinischen Wissens im damaligen Chinesischen Kaiserreich dar. Es gibt jedoch Hinweise durch Funde von Steinsplitternadeln, dass bereits vor 8000 Jahren akupunktiert wurde. Wie die aktuelle westliche Medizin blieb die Entwicklung der chinesischen Heilkunst jedoch nicht an diesem Punkt stehen. Die Therapien wurden verfeinert und weiterentwickelt. Man kann annehmen, dass auch viele wertvolle Erfahrungen und Erkenntnisse nicht überliefert, vergessen oder nicht veröffentlicht wurden.

Im 3. Jahrhundert werden von Huangfu Mi im „Zhenjin Jiayyijing“ („Systematischer Klassiker der Aku-Moxi-Therapie“) bereits 354 der heute bekannten 372 regelrechten Akupunkturpunkte genannt.

Wissenschaft

Die Akupunkturpunkte lassen sich bioelektrisch durch einem herabgesetzten Hautwiderstand mit einem Punktsuchgerät nachweisen. Akupunktur und andere Methoden der Traditionellen Chinesischen Medizin, wie Chinesische Kräuterheilkunde und Moxibustion, sind in zunehmenden Maße auch Objekte der westlichen medizinischen Forschung. So dass wir langsam verstehen, welche biologischen Prozesse hiermit beeinflusst werden.

Topographien

Zu diesen traditionellen chinesischen Akupunkturpunkten, die auf den Meridianen liegen, kommen noch einige hundert beschriebene Punkte im Bereich der Hände, Füße, Ohren, der Mundhöhle und des Schädels hinzu. Man nennt diese Körperteile Topographien.

Ohr-, Hand – , Mund- und Schädelakupunktur folgen der Vorstellung, dass der ganze Körper sich auf einen Körperteil projiziert. Man kennt beispielsweise Teile des Ohres, die dem Knie, der Hüfte, dem Auge oder der Wirbelsäule entsprechen. Der französische Forscher und Mediziner Nogier entwickelte eine sehr wirksame Methode der Akupunktur am Ohr. Er fand auch Punkte mit Beeinflussung des Hormonsystems und Punkte die Medikamenten-vergleichbare Wirkungen entfalten. So gibt es beispielsweise einen sogenannten Voltaren- und einen Valiumpunkt.

Kombinationsbehandlung

Kann Akupunktur mit anderen Heilverfahren kombiniert werden ? Prinzipiell kann Akupunktur mit fast allen Heilverfahren kombiniert werden. Selbstverständlich können zur Unterstützung im Rahmen einer Schmerztherapie auch Schmerzmedikamente verabreicht werden. Es können ergänzend Krankengymnastik, Massage und lokale Wärmeanwendungen erfolgen. Ich empfehle letztere aber nicht am gleichen Tag durchzuführen. Oftmals wird Akupunktur mit Moxibustion (kurz: Moxa) und Schröpfen kombiniert. Moxa ist eine lokale Erwärmung von Akupunkturpunkten.

Was zahlt die Krankenkasse?

Private Kassen

Die privaten Krankenkassen erstatten die Kosten einer Akupunkturbehandlung in der Regel, wenn diese gegen Schmerzen angewendet wird. Behandlungen anderer Krankheiten, wie etwa Heuschnupfen und Neurodermitis hingegen werden nicht von den privaten Krankenkassen bezahlt. In diesen Fällen ist es aber möglich, mit der Kasse zu sprechen und ggf. eine Ausnahme zu erwirken. Da es nicht den einen Versicherungsvertrag der privaten Krankenkasse gibt, sondern sehr unterschiedliche, sollte sich jeder Patient über das in seinem Fall zutreffende Leistungsspektrum seiner Krankenkasse informieren.

Gesetzliche Kassen

Die gesetzlichen Krankenkassen bezahlen bis zu 15 Akupunkturbehandlungen pro Jahr bei Patienten, allerdings nur bei chronischen Knieschmerzen infolge von Kniegelenksarthrose und chronischen Schmerzen der Lendenwirbelsäule. Chronisch bedeutet in diesem Fall, dass das Problem bereits seit mindestens 6 Monaten besteht. Die Arthrose, also Abnutzungserscheinungen, der Kniegelenke müssen röntgenologisch nachgewiesen sein. Die Schmerzen der Lendenwirbelsäule dürfen nicht weiter als bis zum Knie ausstrahlen. Die Akupunkturbehandlung wird nur als chinesische Körperakupunktur bezahlt.

Warum so lange warten?

Warum so lange warten, wenn im Akutfall oftmals nur wenige Nadeln und wenige Sitzungen helfen könnten? Jeder, der etwas von Schmerztherapie versteht, weiß doch, dass bei jedem Schmerz gilt: Wehret den Anfängen! Denn jeder Schmerz kann chronisch werden.

Warum nur die Lendenwirbelsäule und das Knie? Was ist mit z.B. Schulter, Rückenschmerzen allgemein, Kopfschmerz, Migräne, Heuschnupfen, Trigeminusneuralgie, Juckreiz, psychischer Erschöpfung und vielen anderen Diagnosen, wo die Nadel so oft hilfreich und heilend ist?

Und warum nur Chinesische Körperakupunktur? Was ist mit Chinesischer und Französischer Ohrakupunktur, Yamamoto-Akupunktur, Koreanischer Handakupunktur? Aber vielleicht ist dies ja der Anfang, eine 5000 Jahre alte Methode in das deutsche gesetzliche Kassenprogramm zu integrieren.

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